Projekt

Urbane Räume und Architektur gehören auf den ersten Blick zur so genannten Wirklichkeit der Lebenswelt, sie sind materielle Gebilde, deren unmittelbare Wahrnehmbarkeit und unvermittelte Erfahrbarkeit im Alltag außer Frage steht.

Bedenkt man die Entstehungsumstände von Gebäuden, öffentlichen Räumen und städtischen Strukturen, so sind Stadt und Architektur in hohem Maße abhängig von planenden und gestaltenden Tätigkeiten, die von unterschiedlichen Interessen und Zielsetzungen geleitet werden. Solche Tätigkeiten, Interessen und Zielsetzungen sind historisch und aktuell immer auch und wesentlich durch sprachliche Diskurse getragen und bestimmt. Überdies sind architektonische Gestaltungsmaßnahmen häufig von ausführlichen sprachlichen Reflexionen und Debatten begleitet.

Vor dem Hintergrund dieser Umstände beschäftigt sich die Forschergruppe zur Wissensdomäne Architektur und Stadt zum einen mit der Analyse und Bestimmung der fachlichen und lebensweltlichen Kategoriensysteme, insbesondere unter dem Gesichtspunkt ihrer sprachlichen Prägung in Diskursen über Bauwerke und urbane Räume. Zum anderen werden Bezüge dieser Kategorien zu den nicht-sprachlichen Ausdrucksformen architektonischer und urbaner Gestaltung und den sie einbettenden kulturspezifischen Rahmenbedingungen bestimmt. Dabei sollen prinzipielle Wechselbezüge zwischen symbolischen und funktionellen Prinzipien der Gestaltung und ihren kommunikativen Thematisierungen über sprachliche Zeichen in fachlichen und nichtfachlichen Diskursbeiträgen sichtbar gemacht werden. Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Rückbindung dieser Bezüge an gesellschaftliche Wertsysteme, Mentalitäten und ihre diskursive Verhandlung.

Die Untersuchungen folgen der grundlegenden Hypothese, dass Bauwerke stets das Ergebnis von Tätigkeiten sind, die durch sprachlich geprägte Kategorien- und Kenntnissysteme in Planung und Ausführung getragen werden. Sprache und sprachliche Zeichen fungieren damit nicht nur als Mittel der Beschreibung, sondern als konstitutive Voraussetzung und wesentlicher Bestandteil zugehöriger Wissens- und Kenntnisdomänen. Entsprechend gilt es, die jeweils spezifische sprachliche Gegenstandskonstitution nicht nur für fachliche Diskurse, sondern auch für Vermittlungs- und Transferdiskurse zwischen Disziplinen und Öffentlichkeit wesentlich zu berücksichtigen.

 

Publikationen

Place-Making

Warnke, Ingo H./Beatrix Busse (Hg.) (2014): Place-Making in urbanen Räumen. Berlin (=Diskursmuster – Discourse Patterns 7).